Das langfasrige Eschenholz ist äusserst biegsam, elastisch und tragfähig. Es ist ziemlich hart und gehört zu den schwersten einheimischen Holzarten. Die Schwindung hält sich in mässigen Grenzen, daher reisst und wirft es sich wenig.

Die in der Jugend raschwüchsige Esche gewinnt schon im dritten Lebensjahr eine durchschnittliche Höhe von 2 Metern. Im engen Verband des Waldes wächst sie bis 40 Meter hoch. Sie ist gerade und bis hoch hinauf unbeastet. Frei stehende Eschen werden 25 Meter hoch, sind kurzschäftig, doch ebenfalls majestätisch im Wuchs. Ihre vollendete und mächtige Krone ist geschlossen und rund. Die tiefgründige Pfahlwurzel verankert den Baum fest im Erdreich. Seine Lebensgrenze erreicht der Baum mit etwa zweihundert bis dreihundert Jahren.

Die Empfindlichkeit der Esche gegen Spätfroste und ihre noble Verwandtschaft mit dem Olivenbaum (Familie der Ölbaumgewächse) deuten ihr südliches Herkommen an.
Vor urdenklichen Zeiten ist der Baum aber einer der unsrigen geworden. Esche ist eine Ableitung des altnordischen Wortes "Ask", das in den drei skandinavischen Sprachen immer noch unseren Baum bezeichnet. Weil aus dem zähen Holz der Esche Lanzen, Geräte und Schiffe hergestellt wurden, so haben sich Ableitungen des Namens auch auf den Speer (askr), auf das Boot und das Holzgefäss (asch) übertragen. Nach einer Zusammenstellung von 1871 soll es in Deutschland 268 Ortsnamen geben, in denen der Wortstamm "Esche" vorkommt.

In den nordgermanischen Mythen (Edda-Mythus, Völuspa) ist der Unterschied zwischen Mensch und Baum nur gering, denn das erste Menschenpaar wurde aus Bäumen erschaffen; aus der "Ask" (Esche) der erste Mann, aus der "Embla" (Ulme) die erste Frau.
Im Volksglauben hat Eschenholz eine heilende, blutstillende Kraft, besonders dann, wenn es am Karfreitag oder in der Johannisnacht geschnitten wird. Noch immer wird ein Absud von Rindenstücken und Blättern als Naturheilmittel gegen Rheumatismus, Fussgicht oder Zipperlein gebraucht.

Quelle:
Unsere einheimischen Nutzhölzer von Paul Guggenbühl, Verlag Stocker-Schmid, Zürich 1980

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