Die Jahrringe sind durch die leicht dunkleren Herbstzonenlinien zart gezeichnet, die zerstreuten Poren sind fein und nur in sauberen Hirnschnitten mit der Lupe erkennbar. Die gesamte Struktur ist gleichmässig schlicht, mild und oft leicht geflammt oder gewimmert. Auch das Erkennen der Markstrahlen macht Mühe und verlangt ein optisches Hilfsmittel, denn sie sind sehr zart, aber zahlreich und nur auf Radialspaltflächen als feine Spiegelchen sichtbar. Häufig finden wir im Holz verstreut auch Markflecken.
Das glanzlose Birnbaumholz ist mittelschwer und hart, doch mit allen Werkzeugen gut zu bearbeiten. Es schwindet nur mässig, trocknet langsam und neigt wegen der häufigen Drehwüchsigkeit zum Werfen. Nach dem Trocknen steht es aber gut. Das Dämpfen des Holzes verbessert seine Qualität:
Der hochstämmige Kulturbirnbaum ist der mächtigste und stattlichste Fruchtbaum unserer Heimat. Die längliche, hohe Umrissform des Baumes erinnert an die Gestalt der Frucht selber.
Wie der Apfel- ist auch der Birnbaum und seine Frucht ein im Volk weitverbreitetes Sinnbild für Fruchtbarkeit. Im Gegensatz zum Apfel, der dem männlichen Geschlecht zugeordnet wird, symbolisiert die Birne das Weibliche. In der Schweiz gilt der Birnbaum auch als Kinderbaum. Am Tage der Geburt wird ein Bäumchen gepflanzt. So wie dieses sich entwickelt oder kränkelt, so entfaltet oder verkümmert auch das Kind. Gibt es viele Birnen, so werden im nächsten Jahr viele Mädchen geboren.
Will man wissen, ob der ferne Geliebte treu ist, so sucht man unter einem Birnbaum die gefallenen Früchte. So viele man findet, so oft hat der Geliebte eine andere geküsst.
Quelle:
Unsere einheimischen Nutzhölzer von Paul Guggenbühl, Verlag Stocker-Schmid, Zürich 1980